TÜV. Spur. Leben.

Ich steh beim TÜV.

Nicht freiwillig – aber der Zettel sagt, ich muss.

So wie im Leben halt. Irgendwann musst du ran.

Halle 3. Es riecht nach Gummi, Angstschweiß und abgelaufener Männerehre.

Der Prüfer trägt Karohemd, hat so’n Blick,

als wär er mit deiner Schwiegermutter verwandt.

„Motor starten“, sagt er.

Ich dreh den Schlüssel. Mein Fiat hustet los,

als wär er gestern mit Rotwein statt Benzin betankt worden.

Und während der Typ mit der Taschenlampe unter meinen Unterboden glotzt,

frag ich mich:

Wann war eigentlich mein letzter Lebens-TÜV?

Wann hab ich mir selbst mal wieder unter die Haube geschaut?

Ist meine Spur überhaupt noch eingestellt

– oder fahr ich längst mit quietschenden Reifen

an meinem eigenen Leben vorbei?

Bremsen? Joa… manchmal zögerlich.

Lenkung? Eher Bauchgefühl.

Beleuchtung? Nach außen alles okay,

aber innen – da flackert’s oft.

Der Prüfer schnaubt. „Fahrgestell: stabil, aber…“

Ich grinse. Kenn ich.

Auch mein emotionales Fahrgestell hat ein paar Dellen.

Ein paar Nächte auf der Bordsteinkante der Liebe hinterlassen Spuren.

Und dann fragt er noch:

„Korrosionsschutz gemacht?“

Ich sag: „Nee, hab einfach gelernt, mit dem Rost zu leben.“

Er guckt kurz. Und nickt.

Ein Mann, der versteht.

Dann gibt’s das Siegel.

Ne kleine, runde Plakette mit dem Segen vom Staat.

Und ich denk mir:

Verdammt,

wann hab ich mir selbst das letzte Mal so’n Siegel gegeben?

Ein inneres „Du bist okay. Du darfst fahren.“

Also sag ich’s mir heute:

Ich bin nicht Instagram tauglich. Keine glatte Vita.

Aber ich bin ich.

Nicht ganz neu. Aber frisch geölt mit Sehnsucht,

Liebe und 'nem Hauch Wahnsinn.

Und falls du grad auch überlegst,

ob du noch in der richtigen Spur bist –

frag dich nicht nur, ob du funktionierst.

Frag dich, ob du fährst,

wo dein Herz hinwill.

Weil TÜV ist nur Pflicht.

Aber Leben ist Freiheit,

die du dir selber gibst.