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Anzugmenschen

  • Autorenbild: Giuseppe Vazzano
    Giuseppe Vazzano
  • 1. Juni
  • 1 Min. Lesezeit

Ich sehe sie manchmal…


…und dann tut mein Herz kurz weh.

So, als würde es sich erinnern.


Ich sitz da.

Wie immer.

Espresso.

Kante vom Stuhl leicht im Rücken,

Sonne im Gesicht.


Und dann kommen sie vorbei.

Anzugmenschen.

Karrieregesichter.

Menschen, die alles im Griff haben –

außer sich selbst.


Anzugmenschen. La Nostra Vita. Espresso. Giuseppe Vazzano

Und ich seh das.

Nicht auf den ersten Blick.

Aber wenn du hinschaust –

richtig hinschaust –

dann siehst du’s.


Da ist dieser Moment.

Zwischen Tür und Filterkaffee.

Wenn einer kurz innehält.

Nur für ‘nen Hauch.

Der Blick rutscht ab.

Als würde eine Erinnerung

durch einen feinen Riss in der Seele pusten.


Und dann passiert’s.

Ich fühle es.

Wie ihr Herz pulsiert

unter all dem Stoff.

Wie da was raus will.

Was Echtes.

Was Wildes.


Ich kenn das.

Ich war auch mal so.

Ziele auf Zetteln.

Erfolg ganz oben.

Und Leere dazwischen.

Ich hab geglaubt, das sei das Leben.

Machen. Werden. Verdienen.


Aber das Leben –

das war woanders.

War im Lächeln einer Fremden an der Kasse.

War im Geruch von Sommerregen auf heißem Asphalt.

War in der Stille nach einem Song,

der mich zerlegt hat.

War in Momenten,

die nichts gebracht haben –

außer alles.


Heute leb ich wieder.

Nicht immer im Ziel.

Nicht immer nach Plan.

Aber ICH.


Und wenn ich sie seh –

diese wundervollen Streuner mit Schlips und Jacket – dann schenke ich ihnen ein Lächeln.

Weil ich weiß, wie’s ist,

wenn die Seele schreit

und keiner hinhört.


Aber ich seh sie.

Und ich hör hin.

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