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Leben in Schwarzweißdruck

  • Autorenbild: Giuseppe Vazzano
    Giuseppe Vazzano
  • 22. Juni
  • 1 Min. Lesezeit

Ein kurzer Moment an der Ampel. Eine Frau. Ein Gesicht. Und plötzlich erkenne ich etwas, das wir alle zu gut kennen – aber selten aussprechen.


Sie steht an der Ampel.

Beige Jacke.

Schwarze Hose.

Weiße Tasche.

Ein Gesicht wie aus dem Scanner gezogen –scharf umrissen, aber ohne Tiefe.


Neben ihr: ein Mann im grauen Mantel.

Hände in den Taschen, Blick ins Nichts.

Die Ampel schaltet auf Grün.

Sie gehen los.

Nicht schnell.

Nicht langsam. Einfach… standardisiert.


Ein Graustufen-Businessmann rutscht halb aus einem Büro-Drucker, wie ein ausgedrucktes Leben im Standardmodus – emotionslos, funktional, formatiert. Die Szene spielt in einem typischen Office-Setting. Auf dem Display des Druckers leuchtet: ‚Schwarzweiß. 300 dpi. Hochformat.‘ Daneben: ein unbenutzter bunter Marker – fast übersehen.

In der Bahn: Ein Typ im Anzug tippt auf seinem Tablet.

Auf dem Bildschirm: „ToDo: Steuer. Rasenmäher. Urlaub buchen.“

Daneben ein Glasfläschchen mit Vitamintropfen.

Darunter: nichts. Kein Lächeln. Kein Leben.

Ich sitze da und denke:

Wann haben wir eigentlich angefangen, unser Leben im Standardmodus und Schwarzweißdruck zu führen?


Schwarzweiß.

300 dpi.

Hochformat.

DIN A4.

Für die Ablage geeignet.


Wir machen uns faltbar, kompatibel, übertragbar.

Perfekt fürs System. Und wundern uns, wenn keiner mehr die Farbe sieht, die wir mal waren.


Ich sehe die Menschen.

Und manchmal frage ich mich, ob wir überhaupt noch leben –oder nur noch gedruckt werden.


In Serie.

Mit sauberem Rand.

Und ganz ohne Randnotiz.

Vielleicht denkst du jetzt, das ist übertrieben.

Vielleicht hast du Recht.

Oder vielleicht ist es Zeit, mal auf „Farbe“ zu drücken.


La Nostra Vita ist kein Ort.

Es ist ein Lebensgefühl. Ein Aufwachen. Ein Wieder-Fühlen.

Ein kleiner Espresso zwischen Schwarzweiß und Echtheit.


Wenn du spürst, dass da mehr in dir steckt als 300 dpi, komm vorbei.


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