Vom Homo oeconomicus zum Homo vitalis
- Giuseppe Vazzano

- 12. Okt.
- 2 Min. Lesezeit
Wie wir verlernt haben zu leben und warum es Zeit ist, wieder zu schmecken statt zu funktionieren.
Mal ehrlich, von Espresso Genießer:in zu Espresso Genießer:in:
Wenn man die letzten drei Jahrzehnte betrachtet,
dann hätten wir längst einen MBA in Selbstentfremdung verdient.
Wir sind eine Gesellschaft, die gelernt hat, wie man liefert,
nicht wie man lebt.
Wie man performt,
nicht wie man pulsiert.
Der Homo oeconomicus ist das Produkt einer Welt,
die glaubt, der Mensch sei am wertvollsten,
wenn er keine Pause macht.
Wenn er „Effizienz“ sagt, während sein Herz längst in die Inbox gefallen ist.
Klar, ich kenn das Spiel.
Ich hab’s selbst gespielt.
Zwanzig Jahre Corporate-Espresso.
Nicht schwarz. Nicht stark. In Magenta.
Schöner Titel, schicker Anzug, müder Blick.
Yuval Harari schrieb:
„Menschen sind nicht auf Glück programmiert, sondern auf Gewohnheit.“
Unsere Gewohnheit heißt: funktionieren.
Mit Bonusprogramm, ohne Seele.
Wir nennen es „Selbstmanagement“,
aber eigentlich ist es Selbstverrat mit Internet-Anbindung.
Wir tracken Schritte, Kalorien, Meditationen.
Aber wann hast du das letzte Mal einfach nur gestanden
und gerochen, wie Leben duftet?
Erich Fromm meint:
„Wenn ich bin, was ich habe, und ich verliere, was ich habe, wer bin ich dann?“
Ganz ehrlich — die meisten wüssten es nicht.
Der Homo oeconomicus würde selbst seine Lust outsourcen,
wenn’s dafür ’ne Steuererleichterung gäbe.
Doch irgendwo zwischen Burnout, Businessclass und Bio-Hafermilch,
steht der Homo vitalis auf.

Der Mensch, der wieder schmeckt.
Der morgens Espresso trinkt,
nicht um wach zu werden,
sondern um zu spüren, dass er lebt.
Der weiß: Genuss ist Widerstand,
kein Schwächeanfall.
Der Homo vitalis arbeitet auch.
Aber weil er Sinn gefunden hat.
Er liebt, weil er kann, nicht weil es im Kalender steht.
Er lacht laut, streitet ehrlich, küsst leidenschaftlich und sagt auch mal:
„F*** dich, KPI. Heute zählt mein Herzschlag.“
Viktor Frankl brachte es auf den Punkt:
„Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Freiheit.“
Und genau dort wohnt der Homo vitalis.
Mit offener Tür, Espresso auf dem Tisch
und schelmischen Lächeln:
„Ich leb noch. Und du?“
Wir brauchen nicht noch mehr höher, weiter, schneller.
Wir brauchen diesen einen Schluck,
der dich daran erinnert, dass du lebst.
Heute. Nicht morgen.
La Nostra Vita.
Mit echtem Koffein und echtem Herzschlag.










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