Deine Biografie ist nicht dein Schicksal
- Giuseppe Vazzano
- vor 7 Tagen
- 2 Min. Lesezeit
Die meisten Menschen glauben, ihre Biografie sei ihr Schicksal.
Als wäre Herkunft gleich Urteil.
Als wären die Stimmen der Kindheit, die Fehler der Jugend, die Narben des Lebens ein Stempel, den man nie mehr loswird.
„So bin ich eben.“
Ein Satz wie ein Käfig.
Aber deine Biografie ist nicht dein Schicksal.
Sie erklärt dich, sie bestimmt dich nicht.
Die Vergangenheit steht, ja. Die nackten Fakten kannst du nicht ändern.
Aber die Bedeutung, die du ihr gibst, liegt in deiner Hand.
Das nennt man Reframing.
Und genau da beginnt Freiheit: dieselbe Geschichte kann dich fesseln oder dir Flügel geben.
Ein Fehler kann heißen: „Ich tauge nichts.“
Oder: „Ich habe gelernt.“
Eine Narbe kann heißen: „Ich bin verletzt.“
Oder: „Ich habe überlebt.“
Alles hängt daran, welche Geschichte du dir erzählst.
Psychologen nennen das Narrative Identität. Klingt groß, ist aber einfach:
Wir alle schreiben uns innere Drehbücher. Und irgendwann spielen wir sie, ohne sie zu hinterfragen.
Doch du kannst das Skript umschreiben.
Das ist Selbstwirksamkeit, der Moment, in dem du spürst: „Ich habe Einfluss. Nicht auf das, was passiert ist. Aber auf das, was es für mich bedeutet. Und auf das, was ich daraus mache.“
Und dafür ein Bild, das du nie vergisst:
Eine Kaffeebohne.

Klar, sie wird Kaffee. Keine Diskussion.
Aber ob sie als dünner Filterkaffee in einer Kantinentasse endet, schnell getrunken, schnell vergessen – oder als dichter Espresso, schwarz, stark, unverwechselbar, das entscheidet nicht die Plantage.
Das entscheidet die Röstung.
Hitze. Zeit. Mut, das Feuer auszuhalten.
Da entfaltet sich das Aroma.
Und genauso ist es mit dir.
Deine Biografie macht dich zur Bohne.
Aber ob du dich verdünnen lässt oder verdichtest, ob du beliebig wirst oder klar nach dir schmeckst, das entscheidest du.
So einfach, dass es jeder versteht:
Vergangenheit erklärt dich.
Entscheidung definiert dich.
Also – Filter oder Espresso?
Praktische Übung:
"Nimm ein Blatt Papier. Links: Ein Ereignis deiner Biografie, das dich belastet. Rechts: Drei alternative Bedeutungen, die dieses Ereignis haben könnte. Nicht schönreden, sondern neu betrachten. Was hast du gelernt? Welche Stärke hast du entwickelt? Wofür war es vielleicht sogar gut?
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